Olivia Schmid - 18. Februar 2021-

Das Leben einer Studentin ohne Auto

Mit Bus, Bim und U-Bahn - Unterwegs mit den Öffis in Wien.
Das Auto: Ein bequemes und schnelles Verkehrsmittel, doch auch ein Umweltsünder. Das öffentliche Verkehrsnetz in einer Großstadt wie Wien ist sehr gut ausgebaut, steht damit auf Rang 3 der getesteten Großstädte Europas und bringt jährlich 830 Millionen Menschen an ihr Ziel. Da stellt sich die Frage: Brauchen wir überhaupt ein Auto?

Das Leben in einer Großstadt ohne Auto

Ich (Olivia Schmid) lebe seit ungefähr zweieinhalb Jahren in Wien in einer Wohngemeinschaft. Da die Wohnung sehr zentral gelegen ist, nutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel, um zur Universität zu fahren oder in die Innenstadt zu kommen. Ein Auto wäre die Anschaffung meines Erachtens auch nicht wert, da ich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Öffis am schnellsten von A nach B komme. Mit dieser Einstellung bin ich sicherlich nicht allein, dennoch ist der Verkehr in Wien im Vergleich zu beispielsweise italienischen Städten in mit ihren malerischen Piazzen enorm.

In Küstenstädten wie Cinque Terre oder an der Amalfiküste ist der Verkehr durch Fußgängerzonen begrenzt. Die im 19. Jahrhundert angelegten prächtigen Boulevards, Alleen und Plätze in Wien sehen heute mitunter ganz anders aus: Einige schöne Straßen der Innenstadt und Denkmäler sind Tag und Nacht von Autolärm umgeben und historische Plätze werden als Parkmöglichkeit verwendet. Radfahrer und Radfahrerinnen haben es dadurch auch schwer, sich gefahrlos auf der Straße zu bewegen.

Da das Rad kostengünstig, leise, platzsparend und umweltfreundlich ist, sollte es meiner Meinung nach viel mehr Platz im Verkehr Wiens einnehmen dürfen. Selbst ich habe mich bisher noch nicht getraut, in der Innenstadt Wiens mit dem Fahrrad zu fahren, da die Radwege sehr eng sind und meist direkt an den vielbefahrenen Straßen liegen. Das öffentliche Netz ist aber wie vorhin schon erwähnt so gut ausgebaut, dass man damit am besten von A nach B kommt.

Das Auto und Leben am Land

Wenn ich meine Familie in Niederösterreich besuche, fahre ich mit dem Zug und werde dann am Bahnhof mit dem Familienauto abgeholt. Seitdem mein Bruder und ich für das Studium nach Wien gezogen sind, haben meine Eltern das zweite Auto verkauft. In unser Dorf gelangt man jedoch ohne Auto nicht, weshalb sie nicht komplett darauf verzichten können. Für den Skiurlaub mit Freundinnen oder für einen Abend in der Stadt müssen wir uns mit der Autonutzung absprechen. Meistens ist es aber kein Problem und ich kann mir auch spontan ein Treffen ausmachen. Seitdem es nur mehr ein Familienauto gibt, wird auch viel öfters überlegt, ob man dieses auch tatsächlich benutzen muss. Es werden auch noch häufiger als früher Fahrgemeinschaften gebildet und auch ich lasse mich manchmal von meinen Freundinnen und Freunden abholen oder besuchen. Der Komfort eines zweiten Autos ging mir nur anfangs für eine kurze Zeit ab aber mittlerweile ist es kein Problem mehr.

Infos zu Aufwand und Impact auf die Umwelt und die eigene Person

Je nachdem wie und wo man wohnt, ist der Aufwand der Umstellung auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad niedrig bis hoch. In einer größeren Stadt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass öffentliche Verkehrsmittel regelmäßig fahren und die Anbindung generell besser ist als in ländlichen Bereichen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass ein Umstieg von PKW auf Öffis der Aufwand als mittelmäßig einzustufen ist (siehe Verhaltensexperimente).

Die Umwelt profitiert auf jeden Fall davon, wenn man das Auto weniger benutzt bzw. ganz auf Öffis umsteigt. Man kann leider beobachten, dass der Trend der Treibhausgasemissionen von Jahr zu Jahr ansteigt und die Klimakrise befeuert, wobei die fossilen Kraftstoffe das Hauptproblem darstellen. Nähere Details sind im Beitrag Die Umweltkosten von Straßenverkehr und Energie nachzulesen.

Für die eigene Person hat die Umstellung viele Vorteile. Das Bewusstsein für die Umwelt und Natur wird dadurch verfestigt, man lernt seine Anfahrtszeit besser einzuteilen und ist achtsamer seinen Mitmenschen gegenüber.

Abschließende Überlegungen

Zurück zu unserer Frage: Brauchen wir ein Auto?
Aus Bequemlichkeit und Gewohnheit werden Autos viel öfter gefahren als notwendig. Wenn der Wille da ist, kann man mit leichtem bis mittelgradigem Aufwand (je nach Wohnort und Familiensituation) darauf verzichten und auf das Angebot der Öffis ausweichen bzw. eine umweltfreundliche Alternative wie das Fahrrad stattdessen verwenden.

Aber auch die Reduktion von zwei Familienautos auf eines hat bereits eine große Wirkung auf die Umwelt. Des Weiteren kann der Ausbau öffentlicher Verbindungen dazu beitragen, dass auch mehr Menschen ihr Mobilitätsverhalten hinterfragen und der Umstieg auf umweltfreundlichere Mobilität erleichtert wird. Die junge Bevölkerung, u.a. Studentinnen und Studenten, sollten es sich zur Aufgabe machen, ein umweltbewusstes Verhalten vorzuleben. Die „Fridays for Future“ Bewegung hat bereits einiges an Bewusstseinsbildung und verändertem Verhalten in der Bevölkerung erreicht. Mit gemeinsamen Verhaltensänderungen kann es uns gelingen, die Klimakrise abzuwenden.