von Norman Schmid - 29. Jänner 2021-

E-Mobilität: Fragen zur Nachhaltigkeit an VW


Wie VW mit den Themen Batterieherstellung und Umwelt, Recycling oder soziale Verantwortung von Produktionen in Entwicklungsländern umgeht, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Anfrage an VW zur Nachhaltigkeit der E-Mobilität

Wir haben an VW einige Fragen zur Nachhaltigkeit der E-Mobilität gestellt. Dabei haben wir heikle Themen, wie die Behandlung von seltenen Erden, Recycling von Altbatterien sowie die Verantwortung für Produktionsbedingungen in Entwicklungsländern angesprochen.

Die Fragen stellte Norman Schmid.

Die Volkswagen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat am 26. Jänner 2021 in einem ausführlichen Statement folgende Fragen schriftlich beantwortet.

Gibt es einen Nachhaltigkeitsbericht zur Produktion des VW ID.3 und ID4?

Die Volkswagen AG insgesamt gibt jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht heraus: https://www.volkswagenag.com/de/sustainability/reporting.html

Der Bericht für 2020 erscheint voraussichtlich im März 2021.
In einem Gastbeitrag für den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) haben Kollegen aus der Technischen Entwicklung VW AG in Wolfsburg kürzlich dargestellt, wie die Klimabilanz des Volkswagen ID.3 ermittelt wird und schrittweise die CO2-Emissionen bei der Herstellung reduziert wird: https://www.vdi.de/news/detail/co2-bilanz-von-e-fahrzeugen

Wie wird die Batterie unter Umweltgesichtspunkten hergestellt?

Auch hierzu ist der oben genannte VDI-Beitrag aufschlussreich. Die Batterieproduktion steht im Hauptfokus der Bemühungen, CO2 in der Produktion einzusparen. Dazu gehört die Verringerung des Materialaufwands und der Einsatz von Grünstrom bei den Lieferanten der VW AG. Richtig ist auch: Je größer die Batterie, desto höher die CO2-Emissionen in der Herstellung. Insofern können auch die Kunden ihren Beitrag leisten: Nicht jeder braucht für jedes Fahrprofil immer die größte Batterie und Reichweite. Beim ID.3 und ID.4 haben die Kunden deshalb die Wahl zwischen verschiedenen Batteriekapazitäten.

Volkswagen macht zudem erhebliche Fortschritte dabei, den Einsatz bestimmter Metalle in der Batterie zu reduzieren. Beispiel Kobalt: Mittelfristig wird der Kobalt-Anteil in den Batteriezellen von heute 12 bis 14 Prozent auf unter 5 Prozent gesenkt. Auch völlig kobaltfreie Batterien sind vorstellbar.

Welche Antworten von VW gibt es zu den Kritiken der Ausbeutung seltener Erden und der problematischen Arbeitsbedingungen in 3. Welt Ländern?

Schwermetallbelastungen von Luft und Gewässern und widrige Arbeitsbedingungen im Bergbau und Rohstoffgewinnung entstehen nicht erst durch die Elektromobilität. Es gibt sie bereits seit Jahrzehnten. Doch oftmals werden sie erst jetzt im Zuge der E-Mobilitäts-Debatte von einer großen Öffentlichkeit wahrgenommen. Darin kann eine Chance liegen, die Situation der Menschen in diesen Ländern nachhaltig zu verbessern.

Volkswagen arbeitet daran, noch mehr Transparenz in seine Lieferketten zu bringen. Der Ursprung der Rohstoffe, die Zulieferer und Volkswagen verarbeiten, muss bekannt sein. Um Risiken für Menschenrechte und die Umwelt frühzeitig erkennen zu können, hat die VW AG 2020 ein „Raw Material Due Diligence Management System“ eingerichtet. Darin werden die Rohstoffketten nach ihrem jeweiligen Risiko eingestuft. Aktuell konzentriert sich Volkswagen dabei auf 16 Rohstoffe mit besonders hohem Risiko. Sie werden entsprechend intensiv überwacht, bis hin zu Vor-Ort-Überprüfungen in den Abbauländern.

Beim Rohstoffeinkauf richtet sich die VW AG nach den Regeln der OECD. Zudem engagiert sich VW gemeinsam mit anderen Unternehmen in einer Reihe von Initiativen, um die Situation in den Herkunftsländern der Rohstoffe zu verbessern, zum Beispiel in Bündnissen wie „Cobalt for Development“, „DRIVE Sustainability“ und der „Global Battery Alliance“.

Was passiert mit der Batterie, wenn diese am Lebensende ist? Gibt es ein Recycling-Programm, 2nd Life etc.?

Ein Großteil der Batteriematerialien – bis zu 95 Prozent - kann recycelt werden. Am Center of Excellence (CoE) in Salzgitter geht Ende dieser Woche eine Pilotanlage für das Recycling von Batterien in Betrieb. Künftig werden dort bis zu 1.200 Tonnen Batterien pro Jahr recycelt. Neben der Rückgewinnung von Aluminium, Stahl und Kupfer liegt der Fokus auf wiedereinsatzfähigem Nickel, Mangan und Kobalt. Der Rücklauf großer Mengen von Batterien ist für Ende dieses Jahrzehnts zu erwarten. Deshalb plant VW perspektivisch, vergleichbare Recyclinganlagen auch an weiteren Standorten einzusetzen.

Gibt es die Möglichkeit, die Batterie zu tauschen, z.B. zukünftig auf effizientere Batterien?

Bei Bestandsfahrzeugen ist ein Austausch der kompletten Hochvoltbatterie technisch zwar möglich, aber in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht so gut wie nie sinnvoll. Die Batterien sind zudem grundsätzlich darauf ausgelegt, ein gesamtes Autoleben lang zu halten.

Volkswagen arbeitet zusammen mit seinen Partnern laufend an einer Weiterentwicklung der Batterietechnologie. Die Elektroplattform MEB als technische Basis für einen Großteil der E-Fahrzeuge im Konzern ist darauf ausgelegt, unterschiedlichste Zelltypen aufzunehmen. Dadurch ist VW in der Lage, Innovationen in der Batterietechnologie schnell in die Fahrzeuge zu bringen.

Kommentar

Der Nachhaltigkeitsbericht von VW sieht vielversprechend aus. Der Konzern hat sich demnach Gedanken um die ökologischen Auswirkungen der Produktion, der Lieferketten, der sozialen Verantwortung, der Ethik und der Reduktion der CO2 Emissionen gemacht. Dass sich VW nach dem nicht gerade löblichen Umgang mit dem Dieselskandal nun mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, ist positiv zu werten. 

Hervorzuheben ist der verstärkte Einsatz von Grünstrom in der Produktion, die Reduktion von seltenen Erden (z.B. Kobalt) und die Teilnahme an Bündnissen wie "DRIVE Sustainibility", die auf die Problematik der Rohstoffgewinnung eingehen. 

Ein wesentlicher Faktor bei der Mobilität ist die Frage, welche Wege und Reisen erforderlich sind. So ist es nur bedingt sinnvoll, von einem Verbrenner auf ein E-Auto umzusteigen und das Verhalten beizubehalten. Man muss sich bewußt sein, dass jegliche Mobilität (außer zu Fuß) mit einem Ressourcenverbrauch und CO2 Emissionen zusammenhängt (auch durch indirekte Emissionen in der Produktion eines E-Autos, der Bahn, Infrastruktur, etc.). Dieser ist unterschiedlich hoch, beim Verbrenner-Auto über den gesamten Lebenszyklus deutlich höher als beim E-Auto.

Der VCÖ hat dies anschaulich dargestellt: 
  • Ein Benzin-PKW führt pro Personenkilometer in Österreich zu 152 Gramm CO2 direkte Emissionen (230 Gramm direkte und indirekte Emissionen)
  • ein E-PKW zu 0 Gramm (80 Gramm indirekte Emissionen)
  • die Bahn zu 5 Gramm (ca. 10 Gramm direkte und indirekte Emissionen). 
Wesentlich umweltfreundlicher als mit dem eigenen PKW (und E-PKW) zu fahren, ist der der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel. In Österreich fährt die Bahn zudem mit Ökostrom.

Jede Fahrt, die man vermeiden kann, ist ein Gewinn für die Umwelt und auch für einen selbst, spart man doch Zeit, Stress, Ärger (bei Staus) und kann diese Zeit besser für die schönen Dinge des Lebens nutzen!

Dennoch ist der Umstieg auf E-Mobilität ein wichtiger Schritt für den Umweltschutz und erforderlich, um die Klimaziele erreichen zu können. 

Links und Pressemitteilungen

VCÖ: Autofahren verursacht in Österreich 27 Mal so viel CO2 wie Bahnfahren. 
https://www.vcoe.at/news/details/co2-autofahren-bahnfahren


VW Nachhaltigkeitsbericht: https://www.volkswagenag.com/de/sustainability/reporting.html

Aus alt mach neu: Volkswagen Group Components startet Batterie-Recycling (29.1.2021):
https://www.volkswagen-newsroom.com/de/pressemitteilungen/aus-alt-mach-neu-volkswagen-group-components-startet-batterie-recycling-6789

E-Offensive greift: Volkswagen Konzern senkt CO2-Flottendurchschnitt in der EU deutlich: https://www.volkswagen-newsroom.com/de/pressemitteilungen/e-offensive-greift-volkswagen-konzern-senkt-co2-flottendurchschnitt-in-der-eu-deutlich-6765

Foto: Volkswagen Newsroom

verfasst von Norman Schmid

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