von Olivia Schmid – 9. Jänner 2021-

Die Donut Ökonomie


Was ein Süßgebäck mit nachhaltiger Wirtschaft zu tun hat.

Die Bedeutung der Wohlstands- und Konsumwende

Das Image der Volkswirtschaft hat sich in der letzten Zeit, auch durch die COVID-19 Krise, stark verschlechtert. Das vorherrschende Wirtschaftssystem ist der Kritik ausgesetzt, dass dieses auf dem Rücken unseres Planten ausgetragen wird und die soziale Ungleichheit verschärft wird. Wird das momentane Wirtschaftssystem unter der Führung der Finanzmärkte fortgesetzt, vergrößert sich die Ungleichheit mit all ihren Problematiken noch stärker. 

Eine Transformation für eine gerechtere und nachhaltigere Welt kann mit dem neuen Wirtschaftsmodel der Donut Ökonomie realisiert werden. Dabei geht es darum, Wohlstand neu zu denken, den Wert von Materiellem zu überdenken und Verantwortung für die Erde und unsere Nachkommen zu übernehmen.

Ein Donut der alle satt macht?

Das nachhaltige Wirtschaftsmodell vom Kate Raworth, einer Ökonomin aus Oxford, hat nicht ohne Grund die Form eines Süßgebäcks: Mit diesem revolutionären Modell werden Mensch und Wirtschaft in einem Rahmen eingebettet, wobei der äußere Kreis des Donuts die ökologischen Grenzen bildet, und der innere Kreis das soziale, gesellschaftliche Fundament.

In ihrem Buch „Die Donut-Ökonomie" aus dem Jahr 2012 präsentiert sie dieses alternative Wirtschaftsmodell für eine ökonomische Denkweise des 21. Jahrhunderts.

Das Modell der Donut Ökonomie zeigt sieben Denkansätze auf, welche für das 21. Jahrhundert adäquat erscheinen und somit die alten ökonomischen Strukturen verwerfen lässt.
  • „Das Ziel ändern“: Mittels des neuen Modells soll das übergeordnete Ziel die Bedürfnisbefriedigung der Menschen mit den Mitteln der Erde haben
  • „Das Gesamtbild erfassen“: Die Einbettung der Wirtschaft in die Natur lässt es zu, weitere Gebiete in den Kreislauf zu integrieren.
  • „Die menschliche Natur pflegen und fördern“: Es soll vom rationalen Bild des Homo oeconomicus abgesehen werden und der Mensch stattdessen als ein anpassungsfähiges und sozialen Wesen gesehen werden.
  • „Den Umgang mit Systemen lernen“: Mit statt gegen die Wirtschaftsdynamik zu arbeiten ist das Ziel.
Die Aneignung von systematischem Denken ist weitaus sinnvoller, als um die Dynamik der Wirtschaft zu arbeiten.
  • „Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen“: Anstatt die Ungleichheit weiter zunehmen zu lassen, soll künftig die Verteilungsgerechtigkeit angestrebt werden.
  • „Eine regenerative Ausrichtung fördern“: Die Einbindung des Menschen als gleichberechtigter Teilnehmer in der Umwelt hat positive Auswirkungen auf unseren Planteten.
  • „Eine agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen“: Ziel ist es, von der wachstumsorientierten Wirtschaft loszukommen.  
Des Weiteren wird die Herausforderung der doppelten Entkoppelung von Raworth in ihrem Model beschrieben. Das Model besteht aus zwei konzentrischen Ringen, wobei der innere Ring das gesellschaftliche Umfeld widerspiegelt und der äußere die ökologische Decke. Innerhalb der beiden Ringe ist der sichere und gerechte Raum, in welchem sich die Menschheit aufhält und alle Bedürfnisse gedeckt werden, jedoch nicht auf Kosten der Umwelt gelebt wird. Die natürlichen Ressourcen werden schließlich beansprucht und die Ökologie der Erde dann beschädigt, wenn über den äußeren Ring hinaus gelebt wird. Im Loch des Donuts finden sich die Missstände des Menschen. „In Bezug auf ein neues ökonomisches Denken ist es wichtig, die Veränderung, die man anstrebt, auch zeichnerisch darzustellen (Raworth, 2018).“ Die Wohlstands- und Konsumwende beschäftigt sich mit der „Kultur des Genug“ und greift auf das Donut Modell zurück.

Wachstumsorientiert war gestern: Das Ziel ändern

Seit einiger Zeit gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als wichtigster Indikator für die Gesundheit einer Volkswirtschaft. Die Krisen in der Ökologie und Sozialbereich lassen die Frage aufkommen, ob diese makroökonomische Größe noch ein adäquater Richtwert ist. Es gilt die Ziele der Wirtschaftswissenschaft wieder enger in den Fokus zu nehmen und den Wohlstand einer Volkswirtschaft mit den Mitteln und Möglichkeiten der Erde zu schaffen. „Mit anderen Worten, begeben wir uns in den Donut, den idealen Ort für die Menschheit (Raworth 2018, 45).“

Zusammenfassung und abschließende Überlegungen

Der Raum zwischen der Realisierung sozialer Mindeststandards und der Belastungsgrenze der Umwelt wird durch das Modell der Donut Ökonomie definiert und bietet eine Denkhilfe, um das Nachhaltigkeitsverständnis zu unterstützen und die Herausforderung und Handlungswege nachhaltiger zu erkennen.  Ein Umdenken in der Ökonomie würde demnach nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, sondern auch auf das soziale Miteinander positiv beeinflussen.


Literatur
Baldissera, Valentino. 2019. Wohlstands- und Konsumwende im Bereich der Güter des alltäglichen Bedarfs als Teil einer erfolgreichen nachhaltigen Transformation. Bachelorarbeit. 
Fiala, Klaus. 2018. Die Donut-Ökonomie. In: Forbes F’15. https://www.forbes.at/artikel/die-donut-oekonomie.html
Raworth, Kate. 2018. Die Donut-Ökonomie – Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört.
Abbildung Donut aus: https://www.riffreporter.de/klimasocial/schrader-serie-wirtschaft-donut-oekonomie/