von Olivia Schmid - 07. Mai 2022-

Die Umwelt unter Beschuss

Wie die Natur unter Kriegen leidet

Umweltzerstörung durch Kriege

Die Zerstörung und Vergiftung der Umwelt und die schwerwiegenden Folgen für Tiere, Pflanzen und Menschen kommen erst allmählich bei aktuellen Protesten von Umwelt- und Friedensbewegungen an die Öffentlichkeit. Kriegsformen, welche die Umwelt gezielt und nachhaltig schädigen, wurden am 18. Mai 1977 im Übereinkommen der Environmental Modification Convention (ENMOD) völkerrechtlich verboten. Dieses Verbot kann als direkte Konsequenz des Vietnam-Kriegs gesehen werden. Es soll damit verhindert werden, dass die Umwelt durch Militär und Waffen nachhaltig beeinträchtigt wird. Absichtliche Eingriffe in die Natur durch Krieg werden hiermit untersagt.

Doch trotz dieses Verbots wird die Umwelt immer wieder auch in letzter Zeit Opfer von Kriegen: Kontaminierte Böden, verbrannte Wälder und vergiftetes Grundwasser sind nicht nur eine Gefahr für die dort lebenden Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen. Auch wenn die Kriege vorbei sind haben diese nicht nur das Leben vieler Menschen, sondern auch den Lebensraum für andere Bewohner:innen dauerhaft zerstört.

Vergangene Umweltzerstörung durch Kriege

Durch die beiden Weltkriege wurden zahlreiche Regionen zerstört und die Umwelt durch Waffenreste und andere Kampfmittel in Mitleidenschaft gezogen, auch die Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima im August 1945 bewirkten eine radioaktive Verseuchung bis heute und zahlreiche Krebstote.

Doch auch aktuelle und kürzlich vergangene Ereignisse zeigen, wie die Natur unter Kriegen leidet. Greenpeace schreibt in einem Blogartikel über die Auswirkungen des Golfkriegs von 1991, dass viele der Schäden eine Langzeitwirkung aufweisen. Meer und Luft, sowie Flora und Fauna sind davon beispielsweise betroffen. 800.000 Tonnen Öl wurden, auch von irakischer Seite, schätzungsweise absichtlich ins Meer geleitet. Die Menge an ausgelaufenem Öl ist bislang mit keinem anderen Krieg vergleichbar, jedoch ist oft nicht eindeutig zu klären, ob gewisse Schäden schon davor bestanden. Mit ihren vielzähligen Raffinerien und Industrieunternehmen zählt diese Region nämlich zu einem belastbaren Gebiet, indem es zu regelmäßigen Ölaustritten kommt. Jedoch sind die Schäden, welche durch geöffnete Ölleitungen und zerstörte Tanker und Tanklagern, enorm. Nicht nur Pflanzenarten, welche in der geringen Wassertiefe und Wattfläche des Persischen Golfs heimisch sind, sondern auch zehntausende Vögel verendeten im öligen Wasser. Des Weiteren wurden etwa 93 Meeressäuger, Wale, Seekühe und Delfine tot aufgefunden.

Der Krieg in der Ukraine und die Folgen für die Umwelt

Auch die aktuelle Lage in der Ukraine führt einem vor Augen, was Kriege mit der Umwelt machen. Schon vor dem Krieg war die Trinkwassersituation in den Bergbaugebieten im Donbass besorgniserregend. Nun kann es bei einem Angriff auf die Wasserfilterstationen im schlimmsten Fall zu einem Chemieunfall kommen, da sich in den Anlagen eine große Menge an Chlor befindet, welche das Wasser desinfizieren und die Wasserqualität garantieren soll. Ein Angriff im Jahr 2015 führte bereits damals dazu, dass rund 830.000 Menschen in der Nähe von Donetsk kein sauberes Trinkwasser hatten. Die lahmgelegte Industrie ist ebenfalls ein Risiko für die Trinkwasserqualität: Wird das Grubenwasser in den Bergwerkschächten nicht abgepumpt wird, können Salze und Metalle das Grundwasser verunreinigen.

Des Weiteren ist die Luftverschmutzung durch Angriffe eine große Gefahr für die Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung. In vielen Häusern wurde Asbest, ein krebserregender Stoff, als Baustoff eingesetzt und gelangt durch die Zerstörung in die Luft und damit in die Körper von Tieren und Menschen. Nicht nur die örtliche Bevölkerung leidet darunter, denn durch Wind und Wasser können die krebserregenden Stoffe in umliegende Regionen befördert werden.

Zusammenfassung

Kontaminierte Böden, verbrannte Wälder und vergiftetes Grundwasser: Die Umwelt leidet massiv unter vergangenen und aktuellen Kriegen – trotz eines völkerrechtlichen Verbots. Das durch den Golfkrieg ausgetretene Öl tötete unzählige Tiere und Pflanzen, doch auch Menschen leiden unter den Auswirkungen der Kriege. Bürger:innen der Ukraine sind aufgrund der zerstörten Infrastruktur, sowie mangelnder medizinischer Versorgung, gefährdet. Des Weiteren stellt die Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit die Bevölkerung vor eine Herausforderung.



Literatur:
Mohr, Manfred. 2017. Umweltzerstörung durch Kriege: Kriegsoper Umwelt. Deutschlandfunk Kultur https://www.deutschlandfunkkultur.de/umweltzerstoerung-durch-kriege-kriegsopfer-umwelt-100.html (Zugegriffen: 23.04.2022)
Greenpeace. 2003. Das Beispiel Irak. https://www.greenpeace.de/frieden/krieg-umwelt (Zugegriffen: 23.04.2022)
Moegling, Klaus. Umwelt, Militär und Krieg. ZDF. https://www.ziviler-friedensdienst.org/de/themen/klimakrise/umwelt-militaer-und-krieg (Zugegriffen: 23.04.2022)