Das verlorene Jahrzehnt im Umweltschutz

Eine Autorenteam um Niklas Höhne, der das New Climate Institute in Köln leitet, hat einen Kommentar in Nature verfasst (März 2020), der die Versäumnisse im Klimaschutz der letzten 10 Jahre zusammenfasst. Die Nachhaltigkeist-Ziele und die Wege zum Erreichen dieser Ziele klaffen deutlich auseinander. Besonders durch die mangelhaften Maßnahmen der letzten 10 Jahre hat sich diese Problematik weiter verschärft, was dazu führt, dass die Anstrengungen im Vergleich zu 2010 deutlich verstärkt werden müssen (4x so viel Aufwand) bzw. dass nur mehr 1/3 der Zeit zur Verfügung steht.

Hintergrund für diese ernüchternde Erkenntnis sind die Emission Gap Reports der Vereinten Nationen (UNEP), die für jedes Land einen jährlichen Bericht über die Diskrepanz der zugesagten Reduktionen beim Treibhausgasausstoß und den tatsächlichen Emissionen aufzeigt.
Zwei Grad Ziel noch schwieriger zu erreichen-{c_qs_statement_image_title_plain}

Zwei Grad Ziel noch schwieriger zu erreichen

Wenn in jedem Land bereits 2010 eine konsequente Reduktion von Treibhausgasen vorangetrieben worden wäre, dann wären diese ab jetzt bis 2030 auf jährlich 2% beschränkt gewesen, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Nach dem verlorenen Jahrzehnt sind es nun 3% Rückgang pro Jahr, die erforderlich sind. Wenn das in Paris beschlossene Ziel von einer maximalen Erwärmung um 1,5 Grad angestrebt werden sollte, dann müssten 7% Treibhausgasreduktion pro Jahr erfolgen. Dieses Ziel ist weiter von oberster Priorität, da ein Anstieg über 1,5% zu katastrophalen weltweiten Klimaveränderungen führen würde (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Die Zeit, die uns zur Verfügung steht, ist ebenfalls deutlich geschrumpft. Heute beträgt das Zeitfenster nur noch 10 Jahre, um eine maximale Erwärmung um 1,5 Grad zu erreichen oder 25 Jahre für 2 Grad globale Erwärmung.

Zwischen 2008 und 2016  hat es aber sogar eine Erhöhung der Treibhausgas-Emissionen um 14% geben. Wir befinden uns somit auf dem falschen Weg!

Die größten Treibhaus-Emittenten China, USA und die EU-{c_qs_statement_image_title_plain}

Die größten Treibhaus-Emittenten China, USA und die EU

Zu den größten Treibhausgas-Emittenten zählen China, die USA und bereits an dritter Stelle die Europäische Union. In der untenstehenden Tabelle sind die Veränderungen seit 2015 angegeben, wo bei China und den USA keine Veränderungen erkennbar sind, bei Indonesien und Brasilien ein Anstieg durch Waldrodung und bei der EU immerhin eine Reduktion an Treibhausgasen, wobei auch diese deutlich zu gering ist, wie bereits ausgeführt wurde.
Transformation zu Nachhaltigkeit-{c_qs_statement_image_title_plain}

Transformation zu Nachhaltigkeit

Einige Regionen haben sich ehrgeizige Ziele zur Erreichung von Treibhausgasemissionen gesetzt. Es bestehen jedoch noch deutliche Diskrepanzen zwischen den Verpflichtungen, die sich die einzelnen Länder gesetzt haben, und den Taten. Wie in untenstehender Grafik deutlich wird, haben nur 76 von 192 Ländern oder Regionen Aktionen für das Erreichen von Netto-Null-Emissionen gesetzt. Immerhin betragen diese doch 10.2 GtCO2 im Vergleich zu 52.6 GtCO2 an totalen globalen Treibhausgas-Emissionen. Andererseits braucht es deutlich höhere Anstrengungen weltweit und in jedem einzelnen Land.

Bei dem Stopp von fossiler Energie haben nur 6 von 192 Ländern oder Regionen nennenwerte Aktionen gesetzt. Das sind nur 1% der gesamten Fossil-Produktion.

Bezüglich Mobilität haben 21 Länder, 5 Regionen und mehr als 52 Städte ein Comittment zur Erreichung von Null-Emission abgegeben. Auch Konzerne, wie ThyssenKrupp in Essen oder SSAB in Stockholm haben sich verfplichtet, die Stahlproduktion bis 2050 (ThyssenKrupp) bzw. 2045 (SSAB) auf Null-Emissionne umzustellen. Im Flugverkehr haben Norwegen und Schottland das Ziel für Null-Emissionen bei Kurzsstreckenflügen.

Erfolgsbeispiele-{c_qs_statement_image_title_plain}

Erfolgsbeispiele

Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den letzten Jahren stärker gefallen als erwartet wurde, und sind in den meisten Ländern aktuell die günstigsten Energieformen für Neuanlagen! Im nächsten Jahr werden Solar- und Windenergie wettbewerbsfähiger sein als Kohlekraftwerke.

Als positive Beispiele für Nachhaltigkeit werden als Land Costa Rica oder als Stadt Kopenhagen genannt, die deutliche Fortschritte bei eneuerbarer Energie und Mobilität erreicht haben. Kalifornien und Großbritannien haben zumindest ambitionierte Ziele gesetzt. Diese könne als Beispiel für andere Länder, Regionen und Städte gelten. Zudem haben 26 Banken die Finanzierung von neuen Kohlekraftwerken gestoppt.

Eine Emissionsminderung um 50% bis 2030 im Vergleich zu 1990 ist dringend erforderlich und sollten nach den Autoren bei der nächsten Klimakonferenz im Herbst 2020 verbindlich festgeschrieben werden.

Quelle: Höhne, N. et al. (4.3.2020). Emissions: world has four times the work or one-third of the time Comment in Nature. (https://www.nature.com/articles/d41586-020-00571-x)

Zusammengefasst von Norman Schmid